Do. Nov 21st, 2024

„Home schooling“ war für uns Deutsche sehr lange ein amerikanisches Fremdwort. Während es in Deutschland eine Schulpflicht gibt, ist es in anderen Ländern -vor allem in Amerika- möglich, dass Kinder durch Onlineportale unterrichtet werden. Mit der Coronapandemie hat sich dies verändert. Von einem Tag auf den anderen wurden alle Schüler nach Hause geschickt zum „Distanzunterricht“.

Wie läuft Distanzunterricht ab?

Die wenigsten Schulen waren technisch auf einen Online-Unterricht vorbereitet. Videokonferenzen gab es im ersten Lockdown kaum, stattdessen wurden den Schülern Arbeitsaufträge geschickt. Aber auch das war nicht so einfach, wie es klingt. Lernportale, wie zum Beispiel „mebis“ (ein bayerisches Portal, welches schon vorher für Oberstufen verwendet wurde), litten unter der plötzlichen Überlastung und konnten zuerst kaum benutzt werden. Manche Lehrer griffen also auf E-Mail, WhatsApp oder alternative Portale zurück.

Ein Tag im Distanzunterricht lief nun folgendermaßen ab:

Das Schulkind steht brav um halb acht auf, frühstückt und setzt sich um acht Uhr (zu Schulbeginn) vor den Computer. Erste Stunde: Englisch. Also beim Lernportal einloggen und die Arbeitsaufträge bearbeiten. Manchmal sind das einfach Übungen im Buch, oft aber auch Aufgaben, die man mithilfe des Internets lösen soll: Ein Video auf Englisch ansehen oder eine Recherche mit Wiki und Co. durchführen. Optimalerweise sind die Aufgaben für Englisch nach der Dreiviertelstunde fertig und es geht weiter mit dem nächsten Fach: Mathe. Der Lehrer hat den Kindern ein YouTube-Video gedreht, in welchem er das Thema erklärt. Danach sollen noch ein paar Aufgaben dazu gelöst werden. Nächstes Fach: Geo. Der Lehrer hat noch keine Aufgaben geschickt, obwohl die Stunde eigentlich schon angefangen hätte. Na gut, dann werden eben die Arbeitsaufträge von Musik für den nächsten Tag vorgezogen.

Wo sind hier die Probleme?

Dass es beim Homeschooling (vor allem in der Anfangszeit) einige Schwierigkeiten gibt, ist klar. Auf einige soll nun eingegangen werden:
Die Verwendung verschiedener Portale führte zu großer Verwirrung bei den Schülern. Für jedes Fach musste überlegt werden, wo die Arbeitsaufträge zu finden waren. Oft kamen die Aufträge auch nicht direkt zu Anfang der Stunde, sondern schon am Wochenende vorher, zu spät, gar nicht oder es gab einen großen Haufen an Arbeitsaufträgen, den man sich über Wochen selbst einteilen musste. Für viele Schüler war diese Eigenverantwortung kein Problem, aber vor allem bei Jüngeren führte das zu Stress. Um vieles mussten sich die Eltern kümmern.
Dass nicht jedes Kind einen eigenen Computer hat, ist bekannt und war eine weitere Schwierigkeit im Homeschooling. Außerdem war die Zeiteinteilung für viele Schüler nicht ganz einfach. Einige Lehrer konnten das Pensum schlecht einschätzen, und schickten den Schülern mehr Stoff, als sie im Unterricht überhaupt geschafft hätten. So gab es Schüler, die sich überarbeitet haben und andere, die wegen der fehlenden Kontrolle einfach nichts gemacht haben.

Verbesserung über die Zeit

Während die Pandemie voranschritt, entwickelte sich der Distanzunterricht aber auch weiter. Im Winter 2020, als der erneute Lockdown begann, hatten die meisten Schulen auf Videokonferenzen umgestellt. Ein Großteil der Schüler hatten mittlerweile einen Computer oder konnten zumindest am Smartphone teilnehmen. Die Videokonferenzen lösten selbstverständlich nicht alle Probleme, und einige Schüler bevorzugten auch das selbstständige Lernen, doch die meisten kamen so deutlich besser zurecht.

Was lässt sich also nach über einem Jahr mit Distanzunterricht sagen?

Die meisten Schüler sind froh, wieder in der Schule lernen zu können und hoffen, dass es im neuen Schuljahr keinen Lockdown mehr geben wird. Eines hat Corona aber geschafft: Es hat die Digitalisierung in den Deutschen Schulen gezwungenermaßen einen großen Schritt vorangetrieben!

(Bildquelle: Pixabay.com – CC0 Public Domain)

 

Von Christian